Die Herbstlaub-Krise und
andere Tunnelgeschichten.
Zur Zeit beobachtet man wieder eine konzertierte Aktion zur Rettung der
Milliarden-Röhre. Gibt es tatsächlich neue Argumente?
Handwerkskammer „2. Stammstrecke endlich in Angriff nehmen!“ (Pressemiteilung HWK 1.09.09)
.......Traublinger, HWK: „2. Stammstrecke endlich in Angriff nehmen!“ Handwerk warnt vor Kollaps des S-Bahn-Systems in München.
Lesen Sie hierzu "Die Herbstlaub-Krise - Glatteis für die Tunnelfreunde" eine Pressemitteilung von Stadtrat Dr. Georg Kronawitter
Die Geheimniskrämer: Wie Bahn und Behörden Transparenz verhindern (BR, 30.08.09)
........In Kürze soll entschieden werden, ob in München eine zweite unterirdische S-Bahn-Stammstrecke gebaut wird. Das Projekt ist vor allem wegen der Kosten von zuletzt mehr als eineinhalb Milliarden Euro umstritten. Aber es gibt auch Sicherheitsbedenken gegen das Vorhaben in 40 Metern Tiefe, das die Feuerwehren vor ganz neue Herausforderungen stellen wird.......So werden Sicherheitskonzepte für neue Bahnprojekte gehütet wie ein Staatsgeheimnis.
Anm.: Soll hier schon der nächsten unangenehmen Sicherheitsdiskussion zum Tunnel ein Riegel vorgeschoben werden?
IHK plädiert für zweiten S-Bahn-Tunnel (SZ, 29.08.09)
........Nur die Röhrenvariante gewährleiste für Pendler, Einkäufer und Touristen eine gute Erreichbarkeit der Innenstadt. .... so IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen.
Anm.: Ja 80% wollen in die Innenstadt, aber eben nur 80%. Nach Prognose der DB wollen 20% der Fahrgäste in den Süden und genau diesen Bedarf würde der Südring gemäß der Planungen von Vieregg/Rößler und Baumgartner/Kantke/Schwarz abdecken. Wenn schon das Kostenargument für die IHK (Der Tunnel ist 4-6 mal so teuer wie der Südring!) nicht zählt, so sollte sie doch an den bayerischen Mittelstand denken, der bei einem Großprojekt Tunnel außen vor bleibt.
........und Driessen weiter: "...Die ständigen Diskussionen über alternative Strecken, die teilweise bereits untersucht und abgelehnt worden seien, kosteten nur Zeit und brächten nichts. "
Anm.: Zur Erinnerung: In 2001 waren laut DB die Kosten für den Tunnel und den Südring mit etwa 500 Mio. Euro gleich hoch. Heute liegen die Kosten für den Tunnel näher bei 2 Mrd. und für den Südring unter 500 Mio. Da nach der Meinung vieler Experten der Südring noch dazu die verkehrlich bessere Lösung ist, sollte man diese Alternative doch ernsthaft prüfen (was ja auch z.Zt. getan wird), auch wenn es sich "nur" um Steuergelder handelt.
MVV: Nur zweite Stammstrecke löst Probleme der S-Bahn (MM, 21.08.09)
........„Statt über unrealistische Möglichkeiten von 40 Zügen je Stunde zu diskutieren, sollte besser mit Druck die Genehmigungsplanung für den zweiten S-Bahn-Tunnel abgeschlossen werden“, heißt es in der Mitteilung. Eine schnelle Umsetzung sei nötig, um noch von auslaufenden Förderprogrammen zu profitieren. Sonst bestehe die „Gefahr, dass bald die notwendigen Gelder nicht mehr zur Verfügung stehen“.
Anm.: Seit wann ist das Ausgeben von Fördergeldern, weil sie gerade noch verfügbar sind (was im übrigen gar nicht stimmt, es gibt de facto keine verbindliche Zusage des Bundes aus den GVFG-Mitteln), ein Argument für die Lösung eines Verkehrsproblems? Man will also "mit Druck" weiter und sich keine Gedanken machen, ob nicht ein Nordtunnel und Südring für ca. 2,5 Mrd. Euro, der sowohl das Problem 2. Stammstrecke als auch die Flughafenanbindung für S-Bahn und Fernzüge lösen würde, die bessere Lösung ist. Nein, man setzt stur auf den 2.Tunnel für 2 Mrd. Euro, der nach Fertigstellung nicht einmal den allgemeinen 10-Minuten-Takt ermöglicht und schon gar keine Verbesserung für die Flughafenanbindung bringt.
CSU und JU: Zweite S-Bahn-Stammstrecke muss her! (MM, 06.08.09)
......Beide Ebersberger Kreisverbände stellen sich damit am Donnerstag gegen ihre Parteifreunde in der Landeshauptstadt. Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, haben die beiden Vorsitzenden Christa Stewens und Tobias Scheller diese Forderung sowohl Ministerpräsident Horst Seehofer als auch ihren Parteifreunden .... zugesandt. ..........„Ein Scheitern des bisher geplanten Projekts der zweiten Stammstrecke hätte fatale Auswirkungen auf die Umlandbevölkerung, die auf ein funktionierendes und möglichst störungsfreies S-Bahnnetz dringend angewiesen sind“, sagten Stewens und Scheller....
Anm.: Bekanntlich treten ca. 84% der Störfälle im S-Bahn-Betrieb auf den Außenstrecken auf (siehe MVV-Blog). Wenn in zehn Jahren vielleicht der Tunnel fertig sein sollte und 2 Milliarden Euro verbaut sind, wird sich die Zuverlässigkeit der S-Bahn nur unwesentlich verbessern und die Aussicht auf pünktliche Züge, die der Ausbau der Außenstrecken erst ermöglicht, verschiebt sich auf den Sankt-Nimmerleins-Tag.
Ein Kommentator zu dem Artikel stellt fest: "So viel Unwahrheiten in einem Artikel- unglaublich! Kein Wunder: Der JU- Vorsitzende Scheller ist der Sohn des DB- Chefplaners Albert Scheller! Weitere Worte erübrigen sich damit."
DGB kämpft für zweiten S-Bahn-Tunnel (SZ, 27.07.09) :
........Der DGB München macht sich für den Tunnel stark, sagt der stellvertretende DGB-München-Vorsitzende (und SPD-Stadtrat) Horst Lischka. ".....Entscheidend ist für den DGB die Erreichbarkeit des Zentrums."
Anm.: Die ist ja unbestritten, aber nach der Prognose der DB wollen 20% der Fahrgäste ohnedies in den Süden und genau diesen Bedarf würde der Südring gemäß der Planungen von Vieregg/Rößler und Baumgartner/Kantke/Schwarz abdecken. Wenn schon das Kostenargument (Der Tunnel ist 4-6 mal so teuer wie der Südring!) nicht zählt, sollten doch die Wünsche der S-Bahn-Nutzer nach Pünktlichkeit und 10-Minuten-Takt im Vordergrund stehen. Beides wird durch den Tunnel ja nicht besser.